Hüftbeuger – was du wissen musst!
Die Basics
Der Hüftbeuger kontrolliert Extension, Innenrotation und Ad- & Abduktion
Der Iliopsoas ist von besonderem Interesse, da er nicht oberflächlich verläuft, sondern tief im vorderen Rumpf und im Lendenwirbelbereich liegt. Er teilt wichtige Nachbarn wie die Bauchmuskeln, den Rectus Femoris und die Adduktoren. Der Iliopsoas setzt sich aus zwei Muskeln zusammen: dem Psoas Major und dem Iliacus. Der Psoas Major entspringt vom zwölften Brustwirbelkörper bis zum vierten Lendenwirbelkörper sowie den Querfortsätzen des ersten bis fünften Lendenwirbels. Der Iliacus beginnt an der inneren Oberfläche des Iliums. Beide Muskeln vereinigen sich und verdrehen sich medial, um am kleinen Rollhügel (Trochanter Minor) des Oberschenkelknochens anzusetzen.
Gemäß den Anatomiebüchern wird angenommen, dass der Hüftbeuger die Flexion und Außenrotation im Hüftgelenk bewirkt. Der Psoas adduziert, während der Iliacus im Hüftgelenk abduziert. Jedoch ist diese Beschreibung der Muskelfunktion bei genauerer Betrachtung unvollständig. Die muskuläre Aktivität geschieht in einer anderen Umgebung, nämlich in Rückenlage. Aus meiner Beobachtung heraus bildet diese unzureichende anatomische Grundlage auch weiterhin das Fundament vieler Ausbildungsinstitute, einschließlich des Bereichs des Functional Training.
Für diese Übung brauchst Du das PATband
Interessant aus funktioneller Sicht:
Dies bedeutet, dass ein Muskel gleichzeitig in verschiedenen Bewegungsachsen unterschiedlich arbeitet, sei es konzentrisch, exzentrisch oder statisch. Jedoch bleibt unklar, ob die Spannung, die durch die Längung des Muskels in der Frontalebene verursacht wird, eine Bewegung verlangsamt oder aufgrund seines Ursprungs die Lendenwirbel in dieselbe Richtung dreht wie das Becken.
In der Frontalebene kippt das Becken beispielsweise beim Schritt mit dem rechten Fuß zur linken Seite. Der Iliopsoas auf der rechten Hüftseite wirkt der seitlichen Beugung der Wirbelsäule nach links durch Muskellängung entgegen. Wenn der linke Fuß nach vorne schwingt, beginnt das Becken räumlich betrachtet nach rechts zu rotieren. Diese Rotation führt zu einer ausgeprägteren Innenrotation des rechten Oberschenkels im Hüftgelenk. Diese Bewegung verursacht eine Extension des rechten Beins und bringt den rechten Fuß quasi nach hinten, da er von seinem linken Partner überholt wird. Gleichzeitig verlagert sich das Becken in der Frontalebene von rechts nach links.
Diese drei Bewegungen dehnen den Iliopsoas in allen drei Bewegungsachsen. Durch diese dreidimensionale exzentrische Arbeit wird er zu einem kraftvollen und wichtigen Muskel im Hüftgelenk. Die durch die Längung gespeicherte Energie wird hauptsächlich in Hüftbeugung, dann in Adduktion und Außenrotation umgesetzt. Dies ermöglicht eine beschleunigte Vorwärtsbewegung des Oberschenkels und ist entscheidend für das Abheben der Ferse vom Boden beim Gehen. Im Gegenzug bedeutet eine eingeschränkte Dorsalflexion im Fußgelenk, möglicherweise begünstigt durch einen zu steifen großen Zeh, eine deutliche Verlangsamung eines Schrittes nach vorne. Dies hat einen negativen Einfluss auf die Schrittlänge und folglich auf die Extension im Hüftgelenk.
Fazit
Die Berücksichtigung dieser dreidimensionalen Perspektive hat bedeutende Auswirkungen auf Trainings- und Therapietechniken im Vergleich zur herkömmlichen Vorgehensweise. Der Fokus sollte nicht ausschließlich auf der isolierten Nutzung des Muskels in Beinhebeübungen liegen, da eine absichtliche konzentrische Aktivität dieses Muskels weit entfernt von funktionell ist. Das Ziel jedes funktionellen Trainings besteht darin, dem Körper authentische Reize zu vermitteln, die vom Körper rasch erkannt, integriert und umgesetzt werden können.
Mit gesunden Hüftbeuger-Grüßen,
Dein Patrick
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